Der Youngster und der Profi: Wie Florian Nüßle und Peter David Ebdon zusammen trainierten

Peter David Ebdon, der Snooker-Weltmeister von 2002, war letzte Woche für ein dreitägiges Trainingscamp mit Florian Nüßle in Österreich. Auf Einladung des ÖSBV trainierte die ehemalige Nummer 3 der Welt Florian im Matchplay. Gespielt wurde in Florians eigenem Trainingsraum in Salzburg.

Die austriansnooker.at-Redaktion fragte beide Beteiligten nach ihren Erfahrungen.

– Florian, wie würdest du dein Training mit Ebdon in einem Satz zusammenfassen?

Florian Nüßle: „Es hat sehr viel Erfahrung gebracht und auch Selbstvertrauen. Es war super, weil grad Matchpraxis ist, was mir komplett fehlt.“

– Mit einem Weltmeister trainiert man nicht jeden Tag. Bist du nervös gewesen, oder hast du zumindest ein Kribbeln im Bauch verspürt?

Florian: „Nervös nicht, weil ich doch schon relativ viel Erfahrung mit Profis gesammelt habe. Aber es ist schon was Cooles, wenn dann der Peter Ebdon in meinem Raum steht und mit mir trainiert. Das ist nichts Alltägliches, das ist schon ein cooles Gefühl gewesen.“

– Wie wichtig war das Training für dich?

Florian: „Ich will mich weiterentwickeln. und dann gibt’s nichts Besseres als drei Trainingstage mit einem Profi, mit dem Peter Ebdon zum Beispiel. Es gibt nichts Besseres, um sich schnell weiterzuentwickeln. Auch wenn er teilweise einfach nichts gesagt hat, lernt man doch viel von ihm. Er ist sehr introvertiert. Aber wenn man ihn was fragt, antwortet er sehr ausführlich, er ist ein wahrer Gentleman. Das Training hat geholfen, das ist extrem gut für die Zukunft.“

– Wie lief das Training ab?

Florian: „Wir haben wie bei der WM-Quali gespielt, also Best of 19, und neun Frames in der ersten Session. Das Match hat er gespielt wie er normal im Match oder im Training ist, da hat man keinen Unterschied gemerkt. Das hat er richtig ernst genommen. Am ersten Tag war bei ihm noch der eine oder andere Fehler dabei, wo er den Tisch noch nicht gekannt hat oder wo er mich noch nicht ganz ernst genommen hat. Aber er hat das ganze Wochenende sehr konzentriert gestaltet.“

– Welche Tipps hat er dir konkret geben können?

Florian: „Von der Technik her, hat er gemeint, hab ich schon ein sehr gutes Level, wo einfach nicht mehr viel fehlt zur Main Tour. Das ist gut fürs Selbstvertrauen. Den einzigen Tipp, den er mir wirklich ans Herz gelegt hat, ist, oft den Tisch zu überziehen und so oft wie möglich die gleichen Bedingungen herzustellen. Ich trainiere auf einem Star-Tisch, der ist von der Qualität her wie ein Main-Tour-Tisch, aber das Wichtigste sind das Tuch und die Kugeln. Ich spiele jetzt auf einem ein Jahr alten Tuch. Es ist natürlich schon was anderes, wenn er immer Main-Tour-Turniere spielt, die haben dauernd neu überzogene Tische. Auf dem Level, das ich schon hab, ist es extrem wichtig, sich auf diese Bedingungen vorzubereiten. Optimal wäre es, vor den zwei wichtigsten Turnieren im Jahr, Q School und Europameisterschaft, neu zu beziehen und optimalerweise ein oder zwei Wochen vorher nach England zu fliegen zum Trainieren.“

– Herr Ebdon, wie ist ihr Eindruck von Florian nach drei Tagen gemeinsamen Trainings?

Peter David Ebdon: „Florian ist ein sehr guter Spieler. Es ist wirklich bemerkenswert, dass er bereits das Level erreicht hat, das er jetzt hat, da er keine Topspieler in seiner Nähe hat, mit denen er regelmäßig trainieren kann.“

– Was hat Ihnen an Florian als Snookerspieler am besten gefallen?

Ebdon: „Ich war von seinem Einsatz und seiner puren Liebe für den Sport sehr beeindruckt. Das sind essenzielle Merkmale für jeden Spieler, der einmal ein Spitzenprofi werde möchte.“

– Um öfter mit Profis trainieren und den Sprung auf die Main Tour schaffen zu können, müsste Florian irgendwann nach England übersiedeln?

Ebdon: „Es ist für Florian keine Notwendigkeit, nach England zu ziehen. Das Wichtigste ist, dass er mit seinem Leben und seinen Trainingsmöglichkeiten zufrieden ist. Es wäre kontraproduktiv, wenn er nach England ginge und dann sein Zuhause, die Eltern und seine Freunde vermisste. Aber ich glaube schon, dass er sich schneller verbessern würde, wenn er mit Topspielern und Tour-Profis regelmäßig trainieren könnte. Dafür müsste er vielleicht irgendwann nach England kommen.“

– Ohne jetzt Florians Spiel öffentlich kommentieren zu müssen, wie glauben Sie, dass er sich am besten weiterentwickeln kann?

Ebdon: „Auf einem neuen Tuch und mit einem neuen Ballsatz zu trainieren ist sehr wichtig. Wenn Florian so oft wie möglich unter solchen Bedingungen trainieren kann, wird er für die internationalen Turniere viel besser vorbereitet sein. Wenn er den Tisch regelmäßig neu überzieht, kommt er den Bedingungen bei einem Turnier viel näher. Das so zu tun ist teuer, aber das so nicht zu tun, wäre langfristig am falschen Ende gespart.“

[Text: Eric Willemsen / Bild: Claudia Nüßle]